Noch vor wenigen Monaten war das Thema Kryptowährungen in Russland eines, welches nur mit Samthandschuhen angefasst wurde. Das Land wollte sich größtenteils von virtuellem Kryptogeld distanzieren, doch die letzten paar Wochen haben dafür gesorgt, dass Russland in dieser Hinsicht eine Kehrtwende eingelegt hat. Der Grund dafür könnte tragischer nicht sein. Sanktionen des Westens haben die russische Wirtschaft zu einem großen Teil in die Knie gezwungen. Auslöser für diese drastischen Sanktionen ist der schreckliche Angriffskrieg Russlands in der Ukraine. Während des ersten Schocks über die Tatsache, dass im Jahr 2022 mitten im Herzen von Europa ein großer Krieg ausgebrochen ist, gerieten viele Währungen ins Schwanken. Die Inflationen in den einzelnen Ländern sind gestiegen und das ist auch hierzulande in Deutschland deutlich zu spüren. Selbst in den USA ist die Inflation auf einem Hoch wie seit vielen Jahrzehnten nicht mehr, was für US-Präsident Joe Biden bezüglich der Zwischenwahlen zu einem sehr schlechten Zeitpunkt gekommen ist. In Russland hat die Wirtschaft jedoch ebenfalls sehr gelitten, und so muss das Land nun den Preis des Krieges in der Ukraine tragen. Der Rubel, die nationale Währung in Russland, ist stark im Wert gesunken und da auch die Handelsmöglichkeiten stark eingegrenzt wurden, muss Russland nun neue Wege beschreiten, um die Wirtschaft des Landes zu stabilisieren. Dabei hat Russland ein Auge auf Kryptowährungen wie den Bitcoin geworfen.
Will Russland mit Kryptowährungen Sanktionen des Westens umgehen?
Die Sanktionen der Weltgemeinschaft gegen Russland sind in der Tat beispiellos und ein Zeichen für ein starkes Miteinander und gegen eine Ausrichtung von Krieg. Allerdings treffen die Sanktionen nicht nur die Starken und Mächtigen, sondern eben auch jene Teile der Bevölkerung, die weitestgehend verarmt sind und nun unter den hohen Preisen in Russland zu kämpfen haben. Sanktionen gegen ein Land treffen am Ende die gesamte Bevölkerung und deswegen können diese auch kritisch betrachtet werden, da selbst jene Menschen bestraft werden, die eigentlich gegen Krieg und die kriegstreibende Regierung sind. Für Russland haben die Sanktionen bedeutet, dass man sich in neue Richtungen umsehen muss, will man wirtschaftlich einen Aufschwung erleben. So wollte man in Russland vor einigen Monaten noch den Weg beschreiten, Kryptowährungen komplett zu verbieten. Dies hat sich seit Beginn des Krieges deutlich geändert, denn nun plant man, stärker in Kryptowährungen zu investieren. Der russische Premierminister Michail Mischustin hat erst vor Kurzem dafür beworben, dass es in Russland wesentlich mehr Akzeptanz für diese digitalen Währungen geben muss. Aber will oder kann Russland mit der Förderung von Kryptogeld tatsächlich eine Umgehung der westlichen Sanktionen erreichen?
Experten sehen keinen wirklichen Umgang von Sanktionen: Das ist der Grund
Tatsächlich dürfte dies auf lange Sicht nicht der Plan des Kremels sein. Experten aus dem Finanzbereich sehen darin eher eine Art Marketing der russischen Regierung. Denn es ist zwar möglich, kurzfristig in Bitcoin und Co. zu investieren, aber auf lange Sicht käme es darauf an, dass die russische Bevölkerung die Kryptowährungen auch im Alltag nutzt. Und diese Umsetzung ist relativ schwierig. Zumindest auf einen kurzen Zeitraum gesehen. Das perfekte Beispiel hierfür bietet das südamerikanische Land El Salvador. Dieses war im letzten Jahr das erste Land der Welt, welches den Bitcoin zu einem staatlichen Zahlungsmittel gemacht hat. Nun, gut ein halbes Jahr später, steht man dort vor der Problematik, dass der Bitcoin bei der breiten Bevölkerung noch nicht im Alltag angekommen ist. Um eine feste Etablierung zu erreichen, ist nicht nur die Investition in den Bitcoin notwendig. Auch andere Faktoren spielen in dieser Hinsicht eine wichtige Rolle.
Gleiches Problem wie El Salvador: Auch Kryptowährungen brauchen Handelsvolumen
Die Gehälter sollten im besten Falle in Bitcoins ausbezahlt werden und es ist sinnvoll, die Waren in alltäglichen Geschäften mit den Bitcoin-Preisen auszuzeichnen, damit die Menschen auf die Idee und auf den Geschmack kommen, ihre regelmäßigen Ausgaben in Bitcoin zu tätigen. Da der Mensch allerdings ein Gewohnheitstier ist, kann eine solche Umstellung der Bevölkerung nicht innerhalb von einem halben Jahr stattfinden. Solche Veränderungen benötigen Zeit. Dies merkt aktuell auch El Salvador und dies wäre sehr wahrscheinlich auch in Russland der Fall.
Eine Absicherung von Vermögen wäre denkbar
Viel wahrscheinlicher ist, dass zahlreiche Menschen in Russland Bitcoins und andere Kryptowährungen dazu nutzen, um ihre Vermögen abzusichern. Während der Rubel teilweise im freien Fall war und erst einige Wochen nach Kriegsbeginn wieder etwas stabilisiert wurde, haben Bitcoin und Co. einen Aufschwung erfahren. Finanzexperten gehen davon aus, dass inzwischen viele Oligarchen ihre Gelder aus dem Land geschafft haben und teilweise in Kryptowährungen investiert haben, sodass diese von den Sanktionen nicht betroffen gemacht werden können. Es gilt als wahrscheinlich, dass viele Menschen aus der Bevölkerung in Russland diesem Beispiel gefolgt sind und so für eine Absicherung ihres Vermögens gesorgt haben oder noch werden.
Russland könnte an einer eigenen virtuellen Währung arbeiten
Schon einmal vom E-Rubel gehört? Dies ist eine virtuelle Währung, an welcher Russland angeblich schon seit einiger Zeit arbeitet. Auch andere Länder dieser Welt verfolgen dieses Ziel, eine solche Währung ins Leben zu rufen und dauerhaft zu etablieren. Experten gehen davon aus, dass es das Ziel Russlands sein könnte, anstatt langfristig auf Bitcoins oder andere bestehende Kryptowährungen zu setzen, auf die Schaffung einer eigenen digitalen Währung wie dem E-Rubel hinzuarbeiten.
Kriegsverbrechen gehen weiter und werden sanktioniert Indes gibt es schwerwiegende Probleme in der Ukraine, wo Russland seinen Feldzug zur angeblichen Befreiung der Ukraine nach einer Strategieänderung grausam weiterführt und dafür gesorgt hat, dass bereits Tausende Menschen, darunter zahlreiche Zivilisten, ihr Leben lassen mussten. Die restliche Welt möchte sich nicht aktiv in den Krieg einmischen, denn die Ukraine ist kein Teil des Nato-Bündnisses und somit besteht auch keine direkte Bündnispflicht. Dennoch kann die Welt nicht teilnahmslos mitansehen, wie ein souveräner Staat mitten in Europa durch einen Angriffskrieg zerstört wird. Entsprechend gab es aus der gesamten Welt Waffenlieferungen, um den Ukrainern das Recht auf Selbstverteidigung zu ermöglichen, und man strafte Russland mit nie da gewesenen und einheitlichen Sanktionen ab. All dies geschah und geschieht in der Hoffnung, dass dieser schreckliche Waffenkonflikt möglichst bald endet und wieder Frieden im Herzen von Europa einkehrt. Doch am heutigen Tage scheint dieser leider noch immer in weiter Ferne zu liegen.