„So werden Sie garantiert reich!“ Ein Blick in die Kristallkugel.
Coronavirus, Flüchtlingskrise, Handelskrieg – Kursverfall oder Kursexplosion, Chancen oder Risiken?
„So werden Sie garantiert reich!“ Um es gleich zu Anfang deutlich zu sagen: Diese Welt ist keine Welt, in der Reichwerden „garantiert“ werden kann, und sei der Ratgeber noch so ausgefuchst. Coronakrise hin oder her: Die Grundregeln der Geldanlage werden hierdurch nicht ausgehebelt.
6. März 2020: „Coronakrise“, eine fast hysterische Berichterstattung, und die Aktienkurse gehen rasant nach unten, verglichen mit dem Stand Anfang Februar 2020 verliert der Dax etwa zehn Prozent. Bitcoin, die „Krisenwährung“, folgt den Märkten, sinkt also mit. Gold dagegen steigt.
Sind Bitcoins und andere Kryptowährungen eine gute Anlage?
Sichere Geldanlagen wie Sparbuch, Festgeld oder Tagesgeld bringen keine Zinsen mehr ein, nicht einmal so viel, dass die niedrige Inflation der Euro-Länder ausgeglichen wird.
Wie sieht es mit anderen Anlagen aus, allen voran Aktien, Gold oder Kryptowährungen?
Vorweg: Nur wenige Menschen legen tatsächlich Geld in unterschiedlichen Währungen an – einfach, weil dies umständlich ist und ein zusätzliches Risiko beinhaltet, das Währungsrisiko nämlich. Aus diesem Grund sichern Fonds, die international aufgestellt sind, dieses Risiko auch meistens gesondert ab.
Die Anlage in Kryptowährungen muss also eigentlich verglichen werden mit der Anlage in Dollar, brasilianischen Reais und so weiter.
Bitcoins als Alternative?
Bitcoins & Co. galten immer als Alternativanlage. Wenn die Aktienmärkte abstürzen und die Notenbanken in den Markt eingreifen, zum Beispiel durch eine Lockerung der Geldpolitik, also durch die Senkung der Leitzinsen und Erhöhung der Geldmenge, wurde gerne auf die Kryptowährungen verwiesen, die eben frei von solchen Eingriffen sind. Denn sie werden vor allem durch Angebot und Nachfrage bestimmt. Nun beeinflussen politische, wirtschaftliche und psychosoziale Faktoren wie Epidemien oder Kriege nicht nur die Nachfrage nach Atemschutzmasken, sondern natürlich auch Märkte. Bei Aktienmärkten oder Landeswährungen ist das bekannt, es gibt also keinen Grund, warum dies bei digitalen Währungen anders sein sollte. Und genau so ist es auch. Es sind sicherlich nicht immer die gleichen Faktoren, die die Kurse von Bitcoin oder Ethereum, der zweitwichtigsten Kryptowährung, beeinflussen. Aber sie sind oft genauso irrational und unvorhersehbar.
Bitcoin ist keine Krisenwährung
Grundsätzlich schwanken die Kurse extrem, was Kryptowährungen im Übrigen nicht von realen Währungen unterscheidet – nur wenige Währungen sind so stabil wie der Schweizer Franken, norwegische Krone, britisches Pfund, US-Dollar oder Euro! Man muss sich darüber im Klaren sein, dass Bitcoins eben nicht so stabil sind wie der Euro, sondern vielleicht eher wie der brasilianische Reais. Der Bitcoin war 2009 nur ein paar US-Dollar wert, 2017 fast 20.000 US-Dollar, 2020 gerade einmal 8.000 US-Dollar.
Ein weiteres Problem ist, dass völlig unklar ist, welche der vielen verschiedenen Kryptowährungen sich durchsetzen oder auch nur überleben werden.
Wie sicher ist die Anlage in Bitcoins?
Datenmissbrauch oder Betrug sind weitere Probleme bei der Anlage in digitale Währungen.
Oft wird deswegen die fehlende Regulierung des Marktes der Kryptowährungen als ein zusätzliches Risiko für Privatanleger angeführt. Hier sind allerdings Zweifel angebracht. So hat die Finanzkrise im Jahr 2008 gezeigt, dass die staatliche Regulierung vor allem zugunsten der Banken wirksam wurde – auf Kosten der vielen privaten Steuerzahler, zum Beispiel aber auch griechischer Bürger.
Kryptowährungen sind nicht manipulierbar durch Zentralbanken – aber Angebot und Nachfrage sind natürlich ebenfalls manipulierbar. Geld – in welcher Form auch immer – benötigt nun einmal Vertrauen. Hinzu kommt, dass der Erwerb immer noch recht umständlich ist: Kauf und Verkauf sind nur bei wenigen etablierten Banken möglich. Du musst dir also nicht nur das Krypto-Wallet zulegen, sondern auch noch eine entsprechende Online-Börse wie zum Beispiel Coinbase suchen. Solange man nicht dieselbe Bank für Girokonto, Depot und Wallet benutzen kann, beinhaltet die Anlage in digitale Währungen also einen Zusatzaufwand.
Fazit: Wo jetzt am besten Geld anlegen?
Auch wir können nicht in die Kristallkugel schauen. Es gilt auch jetzt:
Geldanlage macht Arbeit!
Und bei der Geldanlage ist Diversifikation Trumpf, also von allem etwas:
- Tagesgeld ist gut für die alltäglichen Bedürfnisse und als Topf für Chancen, die sich durch die Marktlage ergeben (zum Beispiel tiefe Aktienkurse).
- Festgeld ist schön als sichere Rücklage.
- Wertpapiere (ETFs, Aktien, Zertifikate) können
einen Großteil des Vermögens binden, aber eben nur des Geldes, das sicher (!) kurz-
und mittelfristig nicht benötigt wird.
- Aktien sind – historisch gesehen – die beste Anlage zum Vermögensaufbau gewesen. Dies ist aber keine Garantie für jeden einzelnen Anleger. Und dieses Argument gilt nicht für die Zukunft! Aktien können jedoch auch aufgrund ihrer Dividende interessant sein. Aber: Der Aufbau eines nachhaltigen Aktiendepots erfordert Aufwand (Einarbeitung, Arbeit, Zeit, Risiko)!
- ETFs sind Fonds, die „automatisch“ über mathematische Formeln verwaltet werden. Deswegen sind sie viel kostengünstiger als klassische Fonds, bei denen die „Gebühren“, also die Kosten für Verwaltung, Provision und so weiter, oft die Gewinne vertilgen. Und eigentlich weiß ja jeder, dass Formeln, Automaten und Roboter weniger Fehler machen als Menschen … Zugleich ist man aber breiter aufgestellt als bei Aktien und muss nicht so viel Aufwand betreiben, um sich einzuarbeiten und um sich um das Depot zu kümmern. Zudem sind Sparpläne möglich.
- Edelmetall-ETCs können als Gegengewicht dienen, aber nur in kleinen Dosen! Physisches Gold (Barren) ist zu teuer, die entsprechenden Fonds meist auch.
- Und dann gibt es ja auch noch Immobilien. Immobilien gelten in Deutschland traditionell als solide Geldanlage, binden aber viel Kapital („immobil“). Immobilien-Fonds bieten sich für das kleine Portemonnaie an, sind aber nicht so flexibel verkäuflich wie Aktien und haben in der Regel sehr hohe Verwaltungsgebühren. Eine Alternative dazu kann die Anlage in die Aktien von Immobilienunternehmen oder in Wohnungsgenossenschaftenanteilen bilden.
Kryptowährungen
können ebenfalls einen kleinen Teil der Geldanlage bilden.
Achtung: Hier gibt es das Währungsrisiko, hohe Kursschwankungen, schwer
durchschaubare Währungsvielfalt und Zusatzaufwand beim Handling.