Das Experiment, den Bitcoin in El Salvador als Landeswährung zu legalisieren, hat seit Mitte 2021 für einigen Wirbel in der Finanzwelt gesorgt. Nun zeigen sich erste Auswirkungen auch im negativen Sinne, nachdem wir in den letzten Monaten vermehrt positiv von dieser Maßnahme berichten durften. Aufgrund der aktuellen Kursschwankungen der Kryptowährung hat es das südamerikanische Land nicht leicht, einen neuen Kredit über die Summe von 1,4 Milliarden US-Dollar zu erhalten. Dies ist eine Summe, die das weitgehend arme Land jedoch dringend für die Grundsicherung benötigt. Indes hat die Ratingagentur Moody’s die Kreditwürdigkeit El Salvadors herabgestuft. Als Grund für die Herabstufung werden der Kurs des Bitcoin und der Umgang der Regierung mit dieser Kryptowährung genannt. Seit Monaten verhandelt das Land um einen neuen Kredit, der nun in weiter Ferne zu liegen scheint. Doch wie kam die Einführung des Bitcoins in El Salvador eigentlich bei der dortigen Bevölkerung an?
Der Bitcoin wird im Alltag nicht genutzt
Inzwischen gibt es Daten, wonach etwa die Hälfte der Bevölkerung in El Salvador über ein gültiges Chivo Wallet verfügt. Dabei handelt es sich um eine virtuelle Geldbörse für den Bitcoin. Zur Einführung des Bitcoins als offizielle Staatswährung bekam jede/r Bürger/in die Chance, eine Startprämie von 30 US-Dollar zu nutzen. Diese Prämie sollte für die Menschen in dem weitgehend verarmten Land einen Anreiz darstellen, den Bitcoin aktiv in ihrem Alltag zu nutzen. Doch wie sich nun zeigt, haben nur 3,3 Millionen Menschen, also knapp die Hälfte, ein solches Wallet. Darüber hinaus ergibt sich ein grundlegendes Problem für die Regierung unter Präsident Nayib Bukele. Die Menschen in El Salvador nutzen die Bitcoins in ihrem Alltag so gut wie überhaupt nicht und das könnte maßgeblich an der verbesserungswürdigen Umsetzung der Zahlungsmöglichkeiten der Regierung liegen.
Bitcoin erfüllt in El Salvador nicht genug Kernfunktionen einer Währung
Eine Präsenz des Bitcoins ist im Land bei der normalen Bevölkerung kaum zu merken. Zwar besitzen viele Menschen ein virtuelles Wallet, doch der Bitcoin kommt fast nicht als Zahlungsmittel zum Einsatz. Die Waren im Land werden zum Beispiel nicht mit ihrem Kryptowert ausgezeichnet. Hinzu kommt, dass die Menschen ihr Erspartes lieber in Form von altbekannten Währungen ansammeln. Ein weiterer Aspekt spielt ebenfalls eine bedeutsame Rolle und hierbei geht es um den Aspekt, dass die Menschen ihre Löhne weiterhin in US-Dollar ausbezahlt bekommen. Gerade dieser Punkt wäre aber änderungswürdig, wenn die Kryptowährung auf lange Sicht im Alltag genutzt werden soll. Dadurch ist klar, dass der Bitcoin im Moment drei Kernfunktionen einer alltäglichen Währung nicht erfüllen kann und dies ist ein Problem, an welchem man in El Salvador schleunigst arbeiten sollte, um den Bitcoin für die breite Masse interessanter zu machen.
IWF-Experten sehen Bitcoinschwankungen als Problem für Kreditvergabe an
Wie schon erwähnt ist El Salvador derzeit dringend auf einen Milliarden-Kredit angewiesen. Doch die Verhandlungen dafür ziehen sich hin. Grund hierfür sind vor allem die kürzlichen Kursschwankungen des Bitcoins. Noch im November kratzte der Bitcoin an der 70er Tausend Marke, konnte sie aber nicht in der Gänze erreichen. Stattdessen ging der Bitcoin mit einem Kursniedergang in das neue Jahr 2022. Dieser Umstand wird von den meisten Experten/innen zwar nur als natürlich beschrieben, und tatsächlich gehen viele Insider/innen davon aus, dass der Kurs des Bitcoin schon bald wieder steigen wird, aber für die weitgehend armen Menschen in El Salvador ist eine solche Kursschwankung finanziell schlicht nicht tragbar. Das kritisiert auch der Berufstätigenverband PROES am derzeitigen Geschehen in dem südamerikanischen Land.
Was muss El Salvador besser machen?
Startschwierigkeiten waren vorprogrammiert. Niemand hat erwartet, dass mit der Einführung des Bitcoins als offizielle Währung in El Salvador von Grund auf alles gut geht. Es handelt sich um einen Entwicklungsprozess, aus welchem man viel Wissenswertes mitnehmen kann, um daraus zu lernen. Und genau dies gilt es auch zu tun. El Salvador hat in den ersten Monaten einige Fehler gemacht und war sich vielleicht auch zu selbstsicher, dass der Bitcoin ein Selbstläufer wird. Doch es ist scheinbar mehr Aufklärungsarbeit bei der Bevölkerung notwendig. Ein wichtiger Schritt wäre es, die Waren in den alltäglichen Geschäften mit ihrem Kryptowert auszuzeichnen, damit die Menschen auch wirklich auf den Gedanken gebracht werden, bei ihren normalen Alltagskäufen ihre virtuellen Wallets mit Bitcoins zu nutzen.
Auch sollte dringend daran gearbeitet werden, dass die Menschen ihr Gehalt zumindest als Bitcoins ausbezahlt bekommen können. Dies muss keine Pflicht werden, aber die Wahl sollte klarer herausgestellt werden. Bekommen die Menschen ihr Monatsgehalt in Bitcoins, so wird die Kryptowährung automatisch mehr als Währung anerkannt und auch als solche verwendet. Selbstverständlich werden das Land und vor allem die Menschen darin noch einige Zeit benötigen, um mit der neuen Situation zurechtzukommen. Einige Ansätze zur Verbesserung sind jetzt bekannt und diese müssen nun angegangen werden. Es liegt vor allem an Präsident Nayib Bukele und seiner Regierung, den Menschen die Möglichkeiten mit Bitcoin zu erläutern (die Regierung plant bereits weitere Schritte). Aufklärungsarbeit ist bei Kryptowährungen nach wie vor ein sehr wichtiger Aspekt. Auf diese Weise lernen die Menschen im Land besser und sinnvoll mit ihrem virtuellen Wallet und dem Guthaben darin umzugehen. So kann sich El Salvador weiterentwickeln und die anfänglichen Schwierigkeiten sind sicherlich ein gutes Beispiel für andere Länder, die in der Zukunft planen, Kryptogeld als Währungen zu akzeptieren, um daraus ihre Schlüsse zu ziehen.